Die besondere Herausforderung bei der Planung von Schlitzen und Durchbrüchen in einem Tragwerk ist das Zusammenspiel unterschiedlicher Fachplaner. Der Fachplaner der Gebäudetechnik (TGA) benötigt für Leitungen und Rohre ausreichende Öffnungen in Wänden, Decken und Balken. Diese sind in die Ausführungsplanung, die z.B. durch den Architekten koordiniert wird, einzupflegen. Damit die Durchbrüche die Standsicherheit einzelner Bauteile oder des kompletten Gebäudes nicht beeinträchtigen, ist der Tragwerksplaner in diese Planung miteinzubeziehen. Eine weitere involvierte Fachplanung wäre z.B. der Brandschutz. Auch hier sind die einzelnen Durchbrüche zu bewerten.
Der Abstimmungsprozess der beteiligten Fachplaner erfolgt auf Basis von IFC-Teilmodellen, begleitet durch Anmerkungen im BCF-Format.
Das Besondere für den Austausch von Durchbrüchen im IFC-Format ist die Situation, dass die eigentlichen Durchbruch-Elemente nicht ohne die betroffenen Bauteile ausgetauscht werden können. Für den Austausch der Durchbrüche werden daher allgemeine Volumenkörper (Klasse ifcBuildungElementProxy) verwendet. Damit diese eindeutig als Durchbrüche erkennbar sind, erhalten diese den Typ (PredefinedType) „ProvisionForVoid“ (auf Deutsch „Durchbruchsvorschlag“).
In ViCADo wird also zusätzlich zu der Bauteilaussparung ein zusätzliches Objekt vom Typ „Vorschlagsobjekt Durchbruch“ erzeugt. Dieses Objekt ist der zugehörigen Bauteilaussparung zugeordnet, kann aber separat dargestellt und so auch als IFC-Teilmodell separat exportiert werden. Die erzeugte IFC-ID sorgt im gesamten Abstimmungsprozess immer für eine eindeutige Zuordnung der beiden Objekte innerhalb des Gebäudemodells.
Für die gemeinsame Bewertung und Abstimmung der Fachplaner wird ein dreistufiger Status für die Vorschlagsobjekte definiert. Der Planer kann damit individuell entscheiden, ob an dieser Stelle im Bauteil eine geplante Aussparung entsteht (falls noch nicht vorhanden), geändert werden muss oder abgelehnt wird.
Nachfolgend ist der Ablauf des Planungsprozesses nach der BIM-Methode beispielhaft dargestellt:
Der zuständige Planer des Gebäudemodells (Architekt) stellt ein Teilmodell (z.B. Rohbau) als IFC-Modell dem TGA-Planer und dem Tragwerksplaner (TWP) zur Verfügung. Diese wiederum importieren das Teilmodell „Rohbau“ als Basis für die Bearbeitung.
Für die erforderlichen Schlitze und Durchbrüche werden die Vorschlagsobjekte (ProvisionForVoid) im Gebäudemodell eingetragen. Zur Abstimmung mit dem Tragwerksplaner wird ein neues Teilmodell mit ausschließlich diesen Vorschlagsobjekten als IFC-Datei und bei Bedarf Anmerkungen als BCF-Datei erstellt.
Der Tragwerksplaner prüft die Durchbruchsvorschläge des TGA-Planers. Dabei werden die Durchbruchsvorschläge nicht direkt in das Bearbeitungsmodell importiert. Stattdessen wird auf Basis der IFC-Datei des TGA-Planers ein Vergleichsmodell erstellt.
Werden im weiteren Abstimmungsprozess vom TGA-Planer weitere IFC-Dateien mit neuen oder geänderten Vorschlagsobjekten zur Verfügung gestellt, entstehen jeweils neue Vergleichsmodelle. Damit steht den Planungsbeteiligten eine genaue Versionskontrolle der einzelnen Änderungen des TGA-Planers zur Verfügung.
Nun wird über den Durchbruch-Vergleich das Vergleichsmodell, welches die Vorschlagsobjekte des TGA-Planers enthält, mit dem Bearbeitungsmodell verglichen. Die akzeptierten Vorschlagsobjekte können direkt in das Bearbeitungsmodell übernommen werden. Ebenso besteht die Möglichkeit Korrekturvorschläge als IFC-Datei inklusive eventueller Anmerkungen im BCF-Format an den TGA-Planer zu senden.
Siehe auch:
mbtutorial: mbinar-Serie 2022 – Teil 17: Modellierung: Planung von Schlitzen und Durchbrüchen (Haus B)
Kontextregister Anmerkungen (BCF)