Wie eingangs bereits ausgeführt, benötigen Sie beim manuellen Bewehren in der Regel zwei Sichten: eine Sicht, um die Biegeform zu definieren, und eine zweite Sicht, um die Verlegestrecke zu beschreiben.
Da die Definition der Biegeform und das anschließende Verlegen innerhalb einer Funktion geschehen sollen, ist es ratsam, beide Sichten nebeneinander auf dem Arbeitsbildschirm anzuordnen. Folglich werden wir in einem ersten Schritt eine Schnittdarstellung vom Unterzug erzeugen und diese Sicht neben der Grundrissdarstellung positionieren.
Die Bewehrung des Unterzuges wird später im Bewehrungsplan in der unteren Lage der Decke dargestellt.
Sie befinden sich in der Draufsicht EG Decke untere Lage. Klicken Sie in der Symbolleiste Sichten auf das Symbol Schnitte definieren und erzeugen Sie einen Schnitt durch den Unterzug. Wir vergeben für die Schnittdarstellung den Namen Schnitt Unterzug.
Ordnen Sie über die Sichtenverwaltung die beiden Sichten Schnitt Unterzug und EG Decke untere Lage nebeneinander an.
Hinsichtlich der Eingabemethode wählen wir ein Verfahren, bei dem zunächst eine Biegeform erzeugt wird und unmittelbar im Anschluss daran das Verlegen der Bügel erfolgt.
Hierbei wird über die Wie-Leiste in einem ersten Schritt die Biegeform definiert. Im Anschluss daran geben Sie an, wie die Verlegung definiert werden soll. Je nach Verlegeart werden Ihnen hierbei entsprechende Varianten angeboten.
Neben der Biegeformdefinition über Polygone, Flächen oder Kanten stehen Ihnen auch Standardbiegeformen zur Verfügung, die Sie entsprechend anpassen können.
In unserem Beispiel sollen geschlossene Bügel mit 8 mm Durchmesser im Abstand von 15 cm in den Unterzug eingebaut werden.
Klicken Sie in der Was-Leiste der Bewehrung auf das Symbol 3D-Biegeform eingeben und verlegen . Die Wie-Leiste wird angezeigt.
Wählen Sie die Vorlage Stabstahl d=08/15 Deckenplatte - untere Lage und die Biegeformdefinition Standardbiegeform (über 3 Punkt-Eingabe) . Bei dieser Definition geben Sie die Biegeform über drei Punkte an.
Wählen Sie die Biegeform B2.
Legen Sie den Bügeldurchmesser (im Beispiel 8 mm) und die Betondeckung (im Beispiel 2 cm) fest.
Definieren Sie die Biegeform über drei Punkte in der Schnittsicht des Unterzuges.
Die Bügel sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht verlegt. Die Schnittdarstellung erlaubt lediglich eine Vorschau auf die Biegeform der Bügel.
Ist die Definition der Biegeform abgeschlossen, können die Bügel unmittelbar im Anschluss daran verlegt werden. Die Wie-Leiste wird entsprechend umgeschaltet. ViCADo erwartet also, dass sich an die Definition der Biegeform die Verlegung anschließt.
Wählen Sie den Verlegemodus Kante .
Legen Sie wahlweise entweder die Eisenanzahl oder den Eisenabstand fest, der jeweils andere Wert ergibt sich aufgrund der Geometrie des Bauteils automatisch. Wir wählen in unserem Beispiel einen Abstand von 15 cm.
Fahren Sie in der Grundrissdarstellung EG Decke untere Lage mit der Maus über eine der Schalkanten des Unterzuges, wird diese rot hervorgehoben.
Sobald Sie mit der Maus auf die Schalkante klicken, erhalten Sie eine Vorschau der Verlegung. Bestätigen Sie diese mit Enter, werden die Bügel in den Balken eingebaut.
Da die obere Mattenbewehrung auf den Unterzug bzw. über den Unterzug geführt wird, korrigieren wir den Randabstand des Bügels auf 3 cm, damit die Betondeckung für die darüber liegenden Matten gewährleistet werden kann.
Klicken Sie in der Was-Leiste der Bewehrung auf das Symbol Korrektur Randabstand . Selektieren Sie im Schnitt die Biegeform.
Klicken Sie mit der Maus auf die fett hervorgehobene obere Schalkante und geben Sie im angezeigten Dialogfenster einen Randabstand von 3 cm ein.
Die Längsbewehrung wird analog der Bügelbewehrung definiert. Allerdings erfolgt für die Längseisen die Eingabe der Biegeform in der Draufsicht, während das Verlegen in der Schnittdarstellung durchgeführt wird.
In unserem Beispiel sollen sowohl in die untere als auch in die obere Lage des Unterzugs drei Längseisen mit einem Durchmesser von 16 mm eingebaut werden. Die Betondeckung soll bei 3 cm liegen.
Ordnen Sie die Sicht Schnitt 2-2 Unterzug und die Draufsicht EG Decke untere Lage nebeneinander an.
Klicken Sie in der Was-Leiste der Bewehrung auf das Symbol 3D-Biegeform eingeben und verlegen . Die Wie-Leiste wird angezeigt.
Wählen Sie die Vorlage Stabstahl d=08/15 Deckenplatte - untere Lage und geben Sie die Biegeformdefinition Kante an.
Setzen Sie den Durchmesser des Längseisens auf 16 mm und den Randabstand, also die Betondeckung, auf 3 cm.
Fahren Sie in der Draufsicht EG-Decke untere Lage mit der Maus über die Schalkante des Unterzuges; sie wird rot hervorgehoben.
Nach Bestätigung der Schalkante öffnet sich das Dialogfenster zur Schenkellängenkorrektur. Setzen Sie ein Häkchen in das Kästchen Korrektur, können Sie die Schenkellänge ändern. Bestätigen Sie das Dialogfenster mit OK, wird ein Längseisen verlegt.
Unmittelbar nach der Definition der Biegeform können die drei Längseisen in der unteren Lage des Baukörpers verlegt werden. Die Wie-Leiste wird entsprechend umgeschaltet.
Wählen Sie den Verlegemodus Kante und die Einbaulage hinten/unten .
Legen Sie im Feld Anzahl den Einbau von drei Eisen fest. Das Häkchen in das zugehörige Kontrollkästchen wird automatisch gesetzt.
Fahren Sie in der Schnittdarstellung Schnitt 2-2 Unterzug mit der Maus über die untere Schalkante des Unterzuges, wird diese rot hervorgehoben.
Sobald Sie darauf klicken, werden die drei Längseisen mit einem Randabstand von 3 cm (gemessen von der unteren Schalkante) in den Unterzug eingebaut.
Schließen Sie die Verlegung mit der Enter-Taste ab.
Der Einbau der oberen Längseisen geschieht grundsätzlich analog zum Einbau der unteren. Da wir auf Grund der erforderlichen Stützbewehrung für den Unterzug in der oberen Lage die gleiche Bewehrung benötigen wie in der unteren Lage, können wir diese einfach nach oben kopieren.
Alternativ hierzu lassen sich die Längseisen auch mit Hilfe des Längseisenassistenten erzeugen. Wie Sie hierbei vorgehen, zeigen wir Ihnen im Rahmen der Verlegung von Bügelmatten.
Tipp: Beachten Sie, dass durch das Kopieren die Schalkantenanbindung für die obere Bewehrung verloren geht. Das bedeutet, dass im Falle einer nachträglichen Verschiebung oder Modifikation der Geometrie des Unterzugs sich die obere Bewehrung im Gegensatz zur unteren nicht automatisch mit anpasst.
Selektieren Sie im Schnitt die drei Längseisen und klicken Sie in der Symbolleiste Position auf das Symbol Kopieren .
Durch Drücken der Taste A geben Sie die Verschiebung von 33 cm nach oben an.
Bestätigen Sie die Länge der Verschiebung mit der Enter-Taste.
Die erforderliche Bewehrung des Unterzugs ist eingebaut.
Da sich die Länge der Bewehrungsobjekte an der Geometrie des Bauteils, in das sie eingebaut werden, ausrichtet, ist eventuell noch eine Korrektur der Stablänge erforderlich.
ViCADo sieht hierzu grundsätzlich zwei Möglichkeiten vor:
Sie gehen den Weg über das Eigenschaftenfenster eines Längseisens und manipulieren die Stablänge über die Biegeformdaten.
Etwas eleganter ist der Weg, die Biegeform über eine separate Funktion zu editieren, was wir zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen wollen.
Wir wählen zunächst den Weg über die Eigenschaften.
Sie haben wieder die beiden Sichtfenster Schnitt 2-2 Unterzug und EG Decke untere Lage nebeneinander auf dem Bildschirm angeordnet. Wählen Sie in der Draufsicht einen Bildausschnitt, in dem Sie die Balkenauflager sehen können.
Um die Eigenschaften einer Stabstahlverlegung zu prüfen und ggf. zu ändern, bietet es sich an, die Längseisen im Schnitt zu markieren und über das Kontextmenü das Eigenschaftenfenster aufzurufen.
Selektieren Sie beispielsweise die unteren Längseisen und öffnen Sie das Eigenschaftenfenster. Wechseln Sie in die Registerkarte Biegeformdaten.
Um die Länge des Schenkels am Anfang bzw. Ende anzupassen, müssen Sie in das entsprechende Kontrollkästchen Korrigieren ein Häkchen setzen und den gewünschten Wert (hier 700 cm) eingeben. Wir setzen in unserem Beispiel das Kontrollkästchen der Endschenkellänge aktiv, um die Verlegung an ihrem Anfangspunkt festzuhalten, da sie nur in eine Richtung verlängert werden soll. Der Anfang einer Biegeform ist die Seite, an der sich der Hook befindet.
Bestätigen Sie mit OK. Die drei unteren Längseisen werden verlängert.
Verlängern Sie analog auch die Längseisen in der oberen Lage.