ViCADo erfasst ein Bauvorhaben als eine Menge von einzelnen Bauteilen, die gemeinsam ein Modell bilden. Alle Bauteile beinhalten neben geometrischen Informationen auch nicht geometrische Informationen und stehen in Beziehung zueinander.
ViCADo behandelt die Bauteile also ganzheitlich. Diese Objektorientierung macht die grafischen Daten von ViCADo intelligent. Der grundlegende Bezug aller Bauteile auf das Modell erlaubt eine durchgängige Datenhaltung. Damit ist ViCADo nicht mehr nur eine Datenverwaltung, sondern ein intelligentes Informationssystem.
Dient das Modell also der ganzheitlichen Darstellung der Konstruktion, geht das Projekt noch einen Schritt weiter. Denn es verwaltet neben dem eigentlichen CAD alle zu einem Bauvorhaben gehörenden Unterlagen: hierzu zählen Lagepläne ebenso wie Statik-Positionen und FE-Modelle sowie der gesamte Schriftverkehr. Das Modell ist also ein Teil des Projekts
Ein Projekt kann durchaus aus mehreren Modellen bestehen, über die sich unterschiedliche Planungszustände und Alternativvorschläge abbilden lassen. Aufgrund des Zusammenspiels von Projekt und Modell ist also eine Archivierung und Dokumentation des gesamten Planungsfortschritts möglich.
Fragen, wer wo welche Daten unter welchem Namen abgelegt hat bzw. welche Dokumente überhaupt zum Bauvorhaben gehören, lassen sich mit einem Mausklick beantworten.
Für die interne Strukturierung und Verwaltung eines Modells verwendet ViCADo Geschosse. Geschosse übernehmen also eine zentrale Gliederungsfunktion. Darüber hinaus schaffen sie auch Sicherheit in der Konstruktion und beim Änderungsdienst, denn Bauteile lassen sich automatisch in der eingestellten Geschosshöhe konstruieren.
Das Bauteil wird grundsätzlich in dem aktiv gesetzten Geschoss erzeugt. Beim Festlegen der Bauteileigenschaften können die Bauteile auf bestimmte Geschosseigenschaften Bezug nehmen.
Technisch betrachtet sind Geschosse nichts anderes als Folien, die sich funktional mit herkömmlichen Layern vergleichen lassen. Während in CAD-Programmen Layer jedoch Linien und Striche verwalten, enthalten Folien in ViCADo ganze Bauteile.
Durch den Bezug der Bauteile auf die Geschosseigenschaften ergeben sich die folgenden Vorteile:
Vorteile bei der Konstruktion: Die Eigenschaften der Geschosse werden für die Bauteile übernommen. Alle Niveauangaben der Bauteile beziehen sich auf das Geschossniveau. Beim Konstruieren der Bauteile brauchen Sie sich im Regelfall also weder um das richtige Bauteilniveau noch um die richtige Bauteilhöhe zu kümmern. Eingabefehler lassen sich damit vermeiden.
Vorteile beim Änderungsdienst: Bei Änderungen der Geschossdaten innerhalb des Geschosses werden alle Niveau- und Höhenangaben der darin konstruierten Bauteile entsprechend angepasst. Die Bauteile wissen also, wie sie sich verhalten sollen. Das betrifft auch eine angebundene Bemaßung sowie die in Bauteilen verlegten angebundenen Bewehrungsobjekte.
Die folgende Grafik zeigt ein Beispiel für die Effizienz, Bauteileigenschaften aus Geschosseigenschaften abzuleiten: Sie haben in einem Geschoss Wände, Decken und Unterzüge gleichermaßen auf die für ein Geschoss vereinbarte Höhe bezogen. Alle Bauteile passen sich automatisch an, wenn Sie die für das Geschoss hinterlegte Deckenstärke ändern.
Die Decke wird automatisch nach unten verbreitert. Der Unterzug rutscht nach unten und die Höhe der Stütze wird entsprechend korrigiert.
Bei geschossübergreifenden Änderungen wird das Niveau aller betroffenen Bauteile automatisch korrigiert. Die Geschosse stehen also in Abhängigkeit zueinander.
Tipp: Natürlich kann die automatische Anpassung eines Bauteils an die Geschosshöhe für jedes Bauteil einzeln festgelegt werden. Standardmäßig ist die Abhängigkeit aktiviert. Ebenso lässt sich die Abhängigkeit auch ausschalten. Allerdings geht dann der Automatismus der durchgängigen Anpassung der Bauteile beim Änderungsdienst verloren.
Sichten sind neben den Geschossen das zweite zentrale Strukturelement des CAD-Modells. Sichten zeigen grundsätzlich den aktuellen Zustand eines Gebäudemodells. Grundrisse, Schnitte, Detailansichten sind beispielsweise solche Sichten.
Sichten haben innerhalb von ViCADo eine doppelte Funktion:
Sichten sind in erster Linie Hilfsmittel und Ordnungskriterium für die Konstruktion und Darstellung der Bauteile. Sie werden erzeugt, damit Bauteile optimal darin konstruiert werden können.
So können Sie sich für die Eingabe einen Grundriss, einen Schnitt und eine grafische 3D-Visualisierung auf dem Bildschirm anordnen und wahlweise in den verschiedenen Sichten arbeiten. Auch für die einfachere Selektion von Bauteilen eignen sich unterschiedliche Sichten.
Änderungen, die in einer Sicht erfolgen, werden automatisch in allen anderen Sichten dargestellt. Denn: Jede Eingabe ergänzt oder verändert das Modell. Und jede Änderung des Modells veranlasst alle Sichten, sich automatisch zu erneuern. Die gesamte Zeichnung bleibt also immer in sich konsistent.
Wurden alle Bauteile in den einzelnen Sichten konstruiert, können aus diesen die Sichten abgeleitet werden, die für die Übernahme auf den Plan vorgesehen sind. Sichten sind also in einer fortgeschrittenen Konstruktionsphase Planteile, die für die Zusammenstellung Ihrer Planunterlagen benötigt werden.
Damit die Planteile auch nur die erforderlichen Informationen enthalten, können Sie für jede Sicht einstellen, welche Geschosse und Bauteile dargestellt werden sollen. ViCADo spricht hierbei von der Sichtbarkeit einer Sicht.
So lassen sich zum Beispiel in einer Draufsicht nur Bauteilobjekte und in einer weiteren Draufsicht Bauteil- und Bewehrungsobjekte sichtbar machen, damit in der anschließenden Erstellung des Plans getrennte Sichten für Schal- und Bewehrungspläne ausgewählt werden können.
Damit schließlich aus einer Sicht das endgültige Planteil wird, muss diese neben den Bauteilen noch weitere planteilspezifische Informationen enthalten. Die Sicht ist also mit 2D-Informationen wie Texten, Bemaßungen, weiteren grafischen Konstruktionsdetails etc. zu ergänzen.
Solchermaßen in der Sicht erzeugte Objekte sind sichtspezifisch. Sie werden direkt in der Sicht gespeichert und auch nur dort angezeigt. Eine Maßkette, die bspw. in einer Draufsicht EG eingegeben wurde, ist in einer Sicht Draufsicht OG nicht sichtbar.
Demgegenüber sind alle Bauteile mit 3D-Informationen (bspw. Wände, Decken etc.) geschossspezifisch. Sie werden in Geschossen gespeichert und werden je nach eingestellter Sichtbarkeit in allen Sichten dargestellt.
Sind alle planrelevanten Informationen in die Sicht eingearbeitet, können diese auf dem Plan platziert werden.
Der Plan erhält innerhalb des Modells eine eindeutige Planbezeichnung, ein frei wählbares Blattformat mit Umrandung, Faltmarkierungen und Randzeile, sowie durch den Anwender definierbare Schriftfelder. Die Pläne können mit beliebigen zusätzlichen Informationen (bspw. Legenden) erweitert werden.
Alle Sichten lassen sich auf dem Plan neu ordnen, verschieben, löschen, ergänzen oder im Maßstab verändern.
Auch nach dem Platzieren einer Sicht auf dem Plan werden alle Änderungen am Modell direkt in die Planausgabe „durchgereicht".
Muss bspw. in einem Geschoss ein neuer Unterzug erzeugt oder ein vorhandener Unterzug verschoben werden, muss dieser im Unterschied zum traditionellen Zeichnen nicht mehr in allen Planteilen neu gezeichnet oder geändert werden. Die Aktualisierung erfolgt in ViCADo automatisch. Damit bleiben Sichten und die daraus abgeleiteten Pläne in sich konsistent.